"Sie wollten uns umlegen"
Ex-Spiegel-Chef Stefan Aust über die Gnade gegenüber RAF-Mördern und die Krise in der Medienlandschaft
Interview: Martin Gantner
Die blutige Geschichte des Kampfes der Roten Armee Fraktion gegen den Staat ist in sechzig Meter Aktenordnern im Polizeiarchiv gesammelt. Der langjährige Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust schrieb 1985 daraus "Der Baader-Meinhof-Komplex". Vor kurzem kam eine Verfilmung des Buches in die Kinos. Der Falter sprach mit Aust über das Phänomen RAF und die Krise in der Medienbranche.
Falter: Herr Aust, der wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte RAF-Terrorist Christian Klar wurde eben freigelassen, obwohl er bis heute keine Reue zeigt. Was sagen Sie dazu?
Stefan Aust: Wir haben in Deutschland glücklicherweise keine Todesstrafe. Eine lebenslange Haftstrafe ist in der Regel nach 26 Jahren beendet. Das ist richtig, weil man den Leuten auch die Chance geben soll, sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen. Man darf für Terroristen keine Sondergesetze machen. Also muss das auch für einen politisch motivierten Mörder wie Klar gelten.