Die Spitze spießbürgerlichen Denkens: Die Linken sind schuld am Rechtsruck
Der Kommentar des Chefredakteurs
Es gehört zum Grundgefühl des Österreicherseins, dass man bisweilen gern ein anderer wäre. Im Ski- und Tourismusgewerbe kennt man den five o'clock tea, bei dem einst Skihaserl und Skilehrer einander näherkamen. In der Politik gibt es auch so eine Art Tea-Time Ritual: It's Nazi-Time. Nur kommen einander bei dieser Gelegenheit nicht Lehrer und Haserln bei beschwingten Rhythmen näher, vielmehr stellen Hysteriker und Beschwichtiger beim Drehen ihrer alten Leier die gewohnte Distanz zueinander her.
Das Ritual ist längst gekippt. In den 90er-Jahren, als die FPÖ, angeführt von Jörg Haider und unterstützt von der Kronen Zeitung, ihr Anti-Ausländer-Volksbegehren vorantrieb, und zuvor in den 80er-Jahren, als im Zug der Waldheim Campaign antisemitische Ressentiments erstaunlicher Art losbrachen, konnte man zu Recht kritisieren, manche Kritiker dieser Zustände seien zu weit gegangen. Waldheim war kein Kriegsverbrecher, wer das behauptete, hatte Unrecht. Nicht Unrecht hatte, wer das Aufstören von antisemitischen Gefühlen in seiner Campaign kritisierte.