Mullahs, Dirndl und Video
Einst kamen sie als Flüchtlinge über Irans Berge nach Österreich. Jetzt sind die Riahis im Kino zu sehen. Die Geschichte einer Wiener Familie, die ihr Heimweh nicht verbergen will
Reportage: Sibylle Hamann
Es war September, noch sommerlich warm in Teheran, als die Reise begann. Kein Grund, einen warmen Pullover anzuziehen, eine extra Jacke mitzunehmen oder feste Schuhe. Außerdem musste es, als sie aufbrachen, sehr schnell gehen, da hatte weder der Vater noch die Mutter an eine hochgebirgstaugliche Ausrüstung gedacht.
Aber dann standen sie auf einem schmalen, windigen Grat in den Bergen Kurdistans, zwei hagere, untrainierte Büchermenschen in Halbschuhen und Sommerhosen, und fröstelten. Das Kind krallte sich in der Mähne des Pferdes fest und jauchzte vor Vergnügen, denn es durfte zum ersten Mal reiten. Die Mutter aber schaute neben ihren Füßen den Abgrund hinunter. Im Dämmerlicht konnte sie kaum etwas erkennen, doch sie konnte hören, wie tief die Steine hinunterkullerten. Ihr schwindelte. Es roch nach Schnee.