Vorauseilend unterhaltsam: Arash T. Riahis ambitionierte Flüchtlings-tragikomödie
Am Anfang steht die Flucht über die iranisch-türkische Grenze, am Ende (für manche) die Weiterreise ins europäische Asyl. "Ein Augenblick Freiheit" handelt, das lässt sich schon am Titel ablesen, vom Dazwischen.
In einer Absteige in Ankara treffen in Arash Riahis Spielfilmerstling drei Gruppen von iranischen Flüchtlingen unterschiedlichen Alters aufeinander. Man genießt die vorläufig gewonnene Freiheit, meist aber steht man vor Ämtern in der Schlange und wartet auf die Weiterreisegenehmigung.
Seine vielfach preisgekrönte Tragikomödie versteht Riahi nach eigener Auskunft nicht so sehr als Auseinandersetzung mit seiner Fluchterfahrung denn als Denkmal für Flüchtlinge überhaupt.
Solcher Drang zum Universalen war bereits seinem vorigen Film, dem autobiografischen "Exile Family Movie" anzumerken: Während sich dort die Neigung zum Epischen noch produktiv an politischen Spannungen und hemdsärmelig gestalteten Videobildern rieb, steht den breitenwirksamen Gesten des Gefühlskinos nun nichts mehr im Wege.
Geschickt wechselt der Film von dramatischen Episoden um Bürokratie und Geheimpolizeimachenschaften zu schrulligem comic relief und lyrischen Atempausen, bemüht um einen dramaturgischen Fluss, der jede Empörung abfedert. Da holpert wenig, da stört kaum eine unschöne politische Äußerung: Das Schicksal mag hart sein, aber das Leben ist schön und die Kinder sind herzig.
"Ein Augenblick Freiheit" ist für ein derart aufwendiges Spielfilmdebüt eine enorme Leistung, ein bemerkenswert trittsicherer Film. Leider erschöpft sich diese Tonlage im Einerlei paneuropäischen Erbauungskinos.
Österreich könnte Populisten links vom Bierzelt dringend brauchen, im Kino wie anderswo, und "Ein Augenblick Freiheit" hat genug Mitteilungsbedürfnis für zwei, drei angriffige, gegenwartsrelevante Knaller. Aber nur mit Verschrobenheiten und einer großen Portion "allgemeinmenschlicher" Tragik lässt sich kein politischer Film machen.