Als Zeus mit Hera bumste
Der Schriftsteller Raoul Schrott hat Homers "Ilias" neu ins Deutsche übertragen. Wozu eigentlich?
Kritik: Klaus Nüchtern
Von Homer wissen wir nichts", schreibt Raoul Schrott im ausführlichen Vorwort zu seiner Übertragung der "Ilias" - ein alles andere als unkokettes Statement, hat Schrott doch im Frühjahr mit seinem Buch "Homers Heimat" den sehr dezidierten Anspruch erhoben, diese Wissenslücke zu schließen. Seiner These, es handle sich beim Schöpfer der "Ilias" und der "Odyssee" um einen keilschriftkundigen assyrischen Schreiber und Eunuchen aus dem (heute türkischen) Karatepe, ist zwar niemand gefolgt, aber im deutschen Feuilleton sorgte sie für gehöriges Blätterrauschen.
Ein medialer Coup, kein Zweifel - so geschickt inszeniert, dass ein Rezensent sarkastisch anmerkte, es empfehle sich, allen künftigen Goethe-Exegesen die These vorauszuschicken, dieser stamme nicht aus Frankfurt, sondern aus Offenbach. Nun hat Schrott das eigentliche Hauptprojekt nachgeschoben: eine Neuübersetzung der "Ilias".