Bernhard kauft sich ein Auto und fährt nach Retz
Der Nachlass birgt noch Schätze: Thomas Bernhards "Meine Preise" ist ein untypisch vergnügliches kleines großes Buch
Buchkritik: Klaus Nüchtern
Ein "großes, faules, provinzielles, österreichisch-deutsches Arschloch"; "ein bigottes, katholisches, larmoyantes Mitläufer-Arschloch", aber auch schlicht "ein Arschloch" hat Maxim "Driller Killer" Biller Thomas Bernhard unlängst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung geheißen.
"Was man sagt, das ist man selber", lautet ein Spruch, der mit Kindermund die psychoanalytische Einsicht kundtut, dass man die eigenen Fehler den anderen am wenigsten verzeiht. Egal. Weil eigentlich wollte Biller das Arschloch Bernhard ja nur loben - und zwar für dessen "einziges gutes Buch". Und da hat er sogar ein bisschen Recht. Nicht weil das soeben veröffentlichte "Meine Preise" tatsächlich Bernhards einziges gutes Buch wäre (es gibt ja noch die autobiografischen Werke oder "Holzfällen" oder "Die Mütze"), sondern weil es in der Tat zutrifft, dass dieses schmale, zwischen Anfang 1980 und Ende 1981 entstandene Werk "ungewöhnlich leicht und unredundant und unverspannt und ungestelzt" (Biller) daherkommt.