Die Neuauflage eines Nachdenkprojekts
1994 erschienen sie zum ersten Mal, nun wieder: Franz Vranitzkys "Themen der Zeit" lesen sich wie ein besseres Regierungsprogramm
Rezension: Barbara Tóth
Alles nur für die Schublade! Dieses vernichtende Urteil fällten viele Beobachter, als der einstige Kanzler Franz Vranitzky Intellektuelle und Wissenschaftler zum Nachdenken über die Zukunft einlud, diese daraufhin unter der Herausgeberschaft von Peter Pelinka und Armin Thurnher im Jahr 1994 einen Band mit dem selbstbewussten Namen "Österreich neu - Der Report an den Bundeskanzler: Zwölf Provokationen zu Themen der Zeit" vorlegten - und dann nichts Großartiges passierte.
Dahinter steht der etwas naive Glaube, dass Politik und Intelligenz eines Landes kommunizierende Gefäße sind. Realistischer gesehen sind sie, vor allem in Ländern, die wie Österreich organisiert sind, zwei separate Systeme, die, bei gutem Willen und persönlichen Freundschaften, einander hin und wieder befruchten können. Anders ist es in angloamerikanischen Ländern, wo sogenannte Thinktanks den Austausch zwischen Nachdenkern und Umsetzern seit Jahrzehnten institutionalisiert haben und wo es auch einen regen Personalaustausch zwischen den Denkwerkstätten und den Ministerkabinetten gibt.