Peter rennt eine Adoleszentenodyssee
Gar nicht so einfach, wenn man als Heranwachsender so seinen Weg suchen muss. All die Entscheidungen, die jeden Tag anstehen: Soll man die Bundesheerhose in die Schule anziehen? Den Freunden die Pornos am Handy zeigen? Absichtlich durchfliegen, damit man in die Klasse mit der Feschen kommt? Und wenn dann auch noch die Freundin nach "Dortingen" abhaut, wie am Beginn von "Säen, Ernten, Schießen", das zwölf junge Theatermacher vom Theater am Ortweinplatz (Regie: Martin Horn und Simon Windisch) erdacht haben, wird's überhaupt unübersichtlich.
Kein Wunder also, dass das Ganze nicht einfach ein Stück geworden ist, sondern vielmehr eine flott collagierte Adoleszentenodyssee der von Fabian Czernovsky mit überzeugender Unbefangenheit gespielten Hauptfigur Peter, der sich auf die Suche nach seiner Franzi macht. Unterwegs begegnet er verführerischen "Flurlweibern", schläft inmitten eines klasse knarrenden Koniferenchors, erwacht mit einem Morgenrohr, bringt einen "Schaufler" um und trifft auch noch auf Handkes Gedicht übers Kindsein. Auch die Welt, durch die Peter rennt, ist hübsch gebaut: ein Drahtkäfig, gefüllt mit Styroporschnipseln, erlaubt vielfältige sportliche Assoziationen und vor allem ein frei zwischen Slapstick, Ausdruckstanz, Synchrontauchen und, ja, ein wenig Ziellosigkeit changierendes Spiel des Ensembles. Es muss ja nicht immer ein Lehrstück sein.
Theater am Ortweinplatz, Fr, Sa 19.00
Theater/Kritiker/Werkstätte: Nächste Woche erscheint an dieser Stelle die beste der im Rahmen eines Kritikerworkshops mit dem Wiku Graz verfassten Rezensionen. Eine Kooperation von Falter und TaO.