Stadtrand

Urbanismuskolumne

Joseph Gepp
Stadtleben, FALTER 4/2009 vom 21.01.2009

Unter Krähen, oder: mitten in der Vorstadt

Auf einer Verkehrsinsel in der Leopoldstadt lebt eine Krähe. Nein, kein plastikgefertigter Taubenschreck, sondern eine richtige Krähe, mit schwarzen Federn und gestutzten Flügeln. Die Krähe heißt Maggie (ausgespr. "Mekkie"), aber das weiß kaum jemand. Die umzäunte Insel ist Maggies Refugium, ihre Heimat. Dort hopst sie herum, nimmt freudig Keksbrocken von Passanten entgegen und zieht sich bei Schlechtwetter in eine Art Vogelhaus zurück. Die wohlmeinende Person, die das dort hingestellt hat, ist die Kellnerin eines winzigen Beisls daneben. Maggie ist ihr Haustierchen, ihr Fang, seit sie sie einmal verletzt aufgelesen hat. Und wird das Wetter draußen wirklich schlimm, dann darf Maggie sogar ins Lokal, um zwischen den vier Tischen zu hopsen. Die wenigen Gäste freut das dann. Nur Angie ("Enschie"), ein borstiger grauer Hund, ebenfalls Beislhaustier, mag die Krähe nicht. Ständig streiten die Tiere. Angie schnappt, Maggie peckt. Und immer danach ergeht sich das Kollegium der Gäste in langen Diskussionen darüber, wer jetzt schon wieder der Aggressor war.

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