Warzenschweinschädel und Narwalzahn
Wie eine himmlische Erscheinung schwebt der jugendliche Reiter aus den Lüften herab. Sein vom Wind gebauschter Mantel und das entrückt wirkende Antlitz sind von stupender Genauigkeit, die kalligrafische Verschnörkelung trotz des kleinen Formats gewaltig. Wenn Sabine Haag, die neue Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM), des Völkerkunde- und des Theatermuseums, über die Elfenbeinskulptur Matthias Steinls (1643–1727) spricht, verliert sie die wissenschaftliche Contenance: „Ein Weltwunder.“
Auch den Laien begeistert das 70 Zentimeter hohe Saalmonument, 1693 zur Glorifizierung eines jungen Fürsten geschaffen, durch die handwerkliche Raffinesse und die virtuose Visualisierung der politischen Botschaft; nach dem Sieg über die Türken lief die Propaganda vom Gottesgnadentum der Habsburger auf Hochtouren.