"Zur nächsten Affäre zappen"
Wie lieben wir heute? Was bestimmt unsere Vorstellungen von Liebe und Romantik? Der Konsum ist gut für die Romantik, sagt die bekannte israelische Soziologin Eva Illouz. Aber: Onlinedating ist der Tod der Liebe.
Falter: Lieben die Menschen anders im modernen Kapitalismus?
Eva Illouz: Ein paar Empfindungen bleiben schon immer gleich – dass man Herzklopfen hat oder total verwirrt ist, wenn man mit jemandem zusammen ist, in den man sich verliebt hat, dass man kaum mehr schlafen kann oder nichts mehr essen will. Aber wie die Menschen ihr Leben rund um das Thema „Liebe“ organisieren, alle Institutionen, die damit in Zusammenhang stehen, das hat sich sehr verändert. Die sexuelle Freiheit hat viel verändert. In einer Gesellschaft, in der es als unmoralisch galt, viele Partner zu haben, gab es eine Kultur der Sublimierung. Heute leben wir eher in einer Ökonomie des Übermaßes, auch in der Liebe, und das verändert natürlich unser Empfinden von Liebe. Die Storys, die wir um die Liebe herum erzählen, haben sich fundamental verändert.