Hol dich da raus, Fleischhacker! Eine kleine Klarstellung zur Abkühlung
Der Kommentar des Chefredakteurs
M200A>ichael Fleischhacker ist ein begabter Publizist, intelligent und für österreichische Verhältnisse überdurchschnittlich sprachfähig. Zudem ist er relativ jung (er ist 40), ehrgeizig und Chefredakteur der Presse. Aus diesem Blatt hat er eine sehr ordentliche, lebendige und spannende Zeitung gemacht, deren Idee der monothematischen Titelblätter mich inzwischen überzeugt. Ich bin fast 60, einen Hauch weniger ehrgeizig und Chefredakteur des Falter, der besten Wochenzeitung des Landes, wie ich in aller Unbescheidenheit meine.
In den letzten Jahren hat sich zwischen uns etwas typisch Österreichisches ergeben, eine nichtkontroversielle Dauerkontroverse, eine Art publizistisches Provisorium. Fleischhacker scheint den journalistischen Profilierungswettbewerb zu einem Generationenduell stilisieren zu wollen, um mich alt aussehen zu lassen, was nicht unbedingt nötig wäre. Deswegen versucht er seit Jahren, mich mit Über-, hauptsächlich aber mit Untergriffen in die Ecke des Alt-68er-„Gutmenschen“ zu stellen, neuerdings auch des „Marxisten“. All dessen müsste ich mich nicht schämen. Wenn es nur zuträfe! Ein anderer Konservativer, der ehemalige Nationalratspräsident Khol, bezeichnete die Grüne Eva Glawischnig gern als „wunderschöne Marxistin“; das Adjektiv ließ man gelten, das Substantiv war gelogen. Man darf in der österreichischen Öffentlichkeit die Attribute, die einem umgehängt werden, nicht wörtlich nehmen.