Wieder gelesen

Bücher, entstaubt

Politik, FALTER 5/2009 vom 28.01.2009

Die Mechanik des Witzes

In Zeiten, in denen ein Kärntner Landeshauptmann namens Gerhard Dörfler glaubt, mit geschmacklosen Witzen über Neger oder faule Polizisten seine Beliebtheitswerte aufmöbeln zu müssen, lohnt es sich, einen Theorieklassiker zum Thema Witz zur Hand zu nehmen.

1905 erschien Sigmund Freuds Studie „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“. Darin stellt der Begründer der Psychoanalyse folgende These auf: Mit einem Witz kann man Konflikten mit dem Unbewussten aus dem Weg gehen. In dem Moment, in dem man über eine Pointe lacht, freut man sich auch über den Lustgewinn, der entsteht, weil man etwas Verdrängtes wegschieben kann. Außerdem dient der Witz der Solidarisierung mit Gleichgesinnten und kann gegen Andersdenkende eingesetzt werden.

Freuds Thesen mögen über 100 Jahre alt sein, für Herrn Dörfler haben sie gewiss Berechtigung.

Sigmund Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. Fischer Taschenbuch Verlag, 1992, 272 S., € 10,30

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