Zwei aktuelle Stücke über Frauen im Krieg
Dieser Tage hatten zwei Stücke über die Rolle von Frauen in Kriegen des 21. Jahrhunderts Premiere. „Nordost“ von Torsten Buchsteiner, als Gastspiel des Stuttgarter Theaters Rampe im Kosmos Theater zu sehen, handelt von der Besetzung eines Moskauer Theaters durch tschetschenische Freiheitskämpfer im Oktober 2002. Die Gedankenprotokolle einer Selbstmordattentäterin, einer Bereitschaftsärztin und einer Besucherin werden von den kraftvoll präsenten Schauspielerinnen Adriana Kocijan, Janin Roeder und Petra Weimer gesprochen. Die Inszenierung von Eva Hosemann geht unter die Haut – dazu gehören auch die Bilder, die in den Köpfen des Publikums entstehen. Eine weiße Treppe dominiert den Raum, der Boden ist mit Glasscherben übersät (Bühne: Stephan Bruckmeier). Die Akteurinnen agieren langsam und bedächtig, ihre Gedankenströme sind eng verwoben, ihre Aktionsräume treffen sich auf der Bühne aber nur ganz behutsam. Trotzdem entsteht ein dichter Handlungsverlauf.
Deutlich weniger einprägsam ist die Bühnenadaption von „Bagdad brennt“ im Schwarzen Salon des Volkstheaters geraten. In Blogtexten schilderte eine junge Computerprogrammiererin ab 2003 unter dem Pseudonym Riverbend Alltag und Ängste in ihrer vom Westen völlig falsch eingeschätzten Heimat. Die bis heute unidentifizierte weibliche Stimme aus dem Inneren des Irakkriegs bekommt in der Bühnenfassung von John von Düffel ein mögliches Gesicht. Unter der Regie von Esther Muschol mimt eine junge, blonde Mitteleuropäerin (Katharina Vötter) in der sterilen Atmosphäre eines Konferenzzimmers (Ausstattung: Katja Rotrekl) das Aufbegehren der Irakerin – und liefert damit leider nur einen Vorgeschmack auf die Lektüre eines Buches, das die Zeitgeschichte umschrieb.
„Nordost“: Kosmos Theater, Fr und Sa 20.30; „Bagdad brennt“: Volkstheater, Schwarzer Salon, Sa und Do 19.30