Buch der Stunde
John Lennon (1940–1980) war einer der prägenden Musiker der Popgeschichte, zu Recht sind deshalb sein Leben und Werk ausführlich aufgezeichnet, durchleuchtet und interpretiert worden. Braucht es da, 19 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod, wirklich noch eine neue Biografie von über 1000 Seiten, wie sie der britische Popjournalist Philip Norman vorlegt?
Der Autor selbst behauptet in angelsächsischer Nonchalance, sein schlicht „John Lennon“ betiteltes Werk sei nichts weniger als die „definitive“ Biografie. Das ist mächtig übertrieben, abgeschlossen wird die reflektierende Lennon-Betrachtung auch in 100 Jahren noch nicht sein.
Und doch bietet dieses Buch Neues – nicht nur an aufwendig recherchierten Fakten und Fäktchen von der Art, wie sie eingefleischte Beatles-Fans schätzen, sondern vor allem in der Betrachtungsweise seines Gegenstandes: Der zeitliche Abstand von immerhin zwei Jahrzehnten ermöglicht Norman einen Blick auf Lennon, der weit über die bloße Chronik hinausgeht; zugleich aber sind noch wichtige Zeitzeugen am Leben, die ihm ihr Wissen aus erster Hand zur Verfügung stellten, darunter Lennons Witwe Yoko Ono und Paul McCartney. So nimmt Norman eine Stellung ein ähnlich der, wie sie Johann N. Forkel bei Bach innehatte: als später Zeitgenosse, der noch aus persönlicher Anschauung berichtet, zugleich aber bereits über historische Distanz verfügt.