Franz Wegart (1918-2009): Eine Epoche der steirischen Volkspartei geht zu Ende
Nachruf: Herwig G. Höller
Bis vor wenigen Wochen marschierte der Landesobmann des ÖVP-Seniorenbundes fast täglich die Grazer Sporgasse hinauf und in sein Büro am Karmeliterplatz. Vergangene Woche starb der ewig rüstige Franz Wegart, der 1990 für die Benennung „Greis“ öffentlich Ohrfeigen angedroht hatte, im 91. Lebensjahr. Mit ihm geht eine Epoche der steirischen Volkspartei zu Ende.
Der gebürtige Radkersburger hat in der steirischen Politik und in seiner Partei, in der er jahrzehntelang so etwas wie die Nummer zwei war, Spuren hinterlassen. Etwa als Landesparteisekretär zwischen 1947 und 1961, der in den Fünfzigerjahren österreichische Wahlkampfgeschichte schrieb: Inspiriert von einer USA-Reise Wegarts hatten die steirischen Konservativen als erste Partei Österreichs eine Umfrage in Auftrag gegeben und in Folge einen personalisierten wie erfolgreichen Wahlkampfstil für Landeshauptmann Josef Krainer senior entwickelt. Als Tourismusreferent zwischen 1961 und 1985 führte Wegart nicht nur das „Grüne Herz“ ein. Er erkannte das Marktpotenzial älterer Touristen, 1966 rief er die Aktion „Im Ruhestand ins Steirerland“ aus. Und versuchte, die steirische VP-Identitätspolitik touristisch zu verwerten: So organisierte Wegart 1972 eine Ausstellung in Wien, die mit Erzherzog Johann und dessen Wanderwegen auf romantisch-touristische Reize des Bundeslandes hinweisen sollte. Dieser Ansatz verbindet ihn mit seinem „politischen Ziehsohn“ Hermann Schützenhöfer.