Bachs Schwarzes Quadrat
Laibach plays Bach: Große Musikgeschichte im dezenten Laptopkonzert
Bericht: Herwig G. Höller
Nach Laibach sah das vergangene Woche im Grazer Orpheum eigentlich nicht aus. Weder pathostriefende Bühnenshow noch martialisch-düstere Gesänge wie zuletzt auf der international äußerst erfolgreichen "Volk"-Tournee. Da interpretierten die Slowenen voll Ehrfurcht die Nationalhymnen mächtiger Staaten. Doch im Orpheum sitzen nun fünf Musiker mehrheitlich hinter ihren Laptops, drehen bisweilen an den Knöpfen ihrer Synthesizer. Das Schlagzeug ist eher Dekoration. Und niemand singt.
Das 1980 gegründete und im sozialistischen Jugoslawien zeitweise verbotene Kultkollektiv aus Ljubljana, das als Teil der legendären "Neuen Slowenischen Kunst" mit politisch zugespitzten Coverversionen provozierte und mit religiösen wie totalitären Ästhetiken nie geizte, ist in der großen Musikgeschichte angekommen. Und interpretiert in einem gesetzten, akademisch wirkenden Laptopkonzert eines der Schlüsselwerke der europäischen Musik. Die Rede ist von Johann Sebastian Bachs Spätwerk "Die Kunst der Fuge". "Wir waren immer an klassischer Musik interessiert und haben auch schon früher auf Bach zurückgegriffen, etwa in einem Lied unserer Heavy-Metal-Version von Jesus Christ Superstar", sagt Ivan Novak nach dem Konzert, auf der aktuellen Tournee der einzige Vertreter der Laibach-Gründergeneration.