"Bist deppert, wozu tust du dir das an?"
Jährlich tritt in Österreich eine Handvoll Menschen zum Judentum über. Warum? Und wie wird man eigentlich Jude?
Bericht: Florian Niederndorfer
Der Tag, an dem Fritz Zethofer Jude wurde, war ein Donnerstag im Winter 1989. Sein Leben, erzählt er, sei seither nicht mehr dasselbe. Stunden verbringt er täglich mit Gebeten, Schweinefleisch ist für ihn ebenso tabu wie Arbeit am Sabbat. Und auch sonst hält er sich an 613 Gesetze, die gläubigen Juden das Leben erklären. Während andere ihr Judentum von der Mutter erben, hat sich Zethofer, 38, selbst dazu entschlossen. Der Sohn einer tiefroten Straßenbahnerfamilie vom Alsergrund ist Jude aus Berufung. "Man muss verrückt sein, um sich das anzutun", sagt er und lacht. "Oder man hat eine jüdische Seele."
Wie viele Menschen in Österreich zum Judentum übertreten, weiß niemand genau. Und kaum jemand will darüber reden. Zu persönlich, heißt es. "Die Zahl bewegt sich jedes Jahr im einstelligen Bereich", sagt Oberrabbiner Paul Eisenberg kryptisch.