Die Finanzwelt zeigt in Berlin endlich ihre Fratze
Tom Tykwers Thriller "The International" hinkt der Realität hinterher, begeistert das Berlinale-Publikum aber trotzdem
Filmkritik: Michael Pekler
Dass die internationale Finanzkrise Tom Tykwers "The International" realpolitisch überholt hat und nun nicht besonders international aussehen lässt, konnte niemand wissen. Dem Feuilleton ist's jedoch egal, denn der Finanzspionagekrimi des Wuppertalers sorgte als Eröffnungsfilm der Berlinale für nahezu einhellige Begeisterung durch die deutsche Bank. Einzig Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel kritisierte die "kapitalismuskritische Kleinfritzchenperspektive" des Films.
Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat zwar nicht so kompromisslerisch eröffnet wie im vergangenen Jahr ("Shine a Light"); und auch die Konkurrenz in Cannes war zuletzt mit einem Schauerstück von Fernando Meirelles ("Blindness") eher kurzsichtig unterwegs. Doch die Begeisterung für Tykwers Filme hat andere Gründe: Es ist ein Kino der Befriedung, wie aufrührerisch es ansonsten auch daherkommen mag. "The International", ein ans Genrekino der 70er angelehnter Verschwörungsthriller, macht dies einmal mehr deutlich.