Soundtüftler und Rockberserker

FALTER:Woche, FALTER:Woche 7/2009 vom 11.02.2009

Der Black Market ist in die Schleifmühlgasse übersiedelt. Diesem Irrtum könnte man angesichts des Logos von Gerwald Rockenschaub für das legendäre Plattengeschäft verfallen, das nun vor der Galerie Kargl hängt. Eine schöne Idee für die von Fiona Liewehr kuratierte Ausstellung "Feedbackstage", die mit Musik befasste Kunst zeigt. Zur Begrüßung ein Klassiker: Leicht leiernd spielt die Beatles-LP "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" in Jon Kesslers Soundskulptur, während in der Kiste unter dem Plattenspieler via Lichtershow eine Minibühne inszeniert wird. Daneben hängt das Fotogramm "Broken record in 13 pieces" des Künstlers und Komponisten Christian Marclay. Der Grazer Künstler Michael Gumhold, Jahrgang 1978, hat für die Schau eine große Tribüne aus Holzbrettern gezimmert und erinnert in seinen begleitenden Tuschezeichnungen an Meilensteine der Rockgeschichte.

Die ambitionierte Schau umfasst ein weites Spektrum, das bekanntere Arbeiten wie Bernhard Leitners Klangskulpturen oder Rockenschaubs einschlägige NeoGeo-Bilder ebenso umfasst wie eine jüngere, soundbesessene Künstlergeneration. Als Rockberserker gibt sich Albert Mayr, der im Video ein selbst aus Computer- und Elektronikteilen gebautes Instrument traktiert. Seine wie gerade verlassen wirkende Bühnenanordnung in der Galerie funktioniert auch ohne Interaktivität sehr gut, während das von Janet Cardiff und George Bures Miller ausgelegte Verstärkerpedal eher verwirrt. Der Betrachter kann damit Jimi Hendrix berühmte Nummer "Star Spangled Banner" noch stärker verzerren. Ganz anders der Künstler Cory Arcangel, der Hendrix' Song mit einem Apple-Musikprogramm die Schärfe raubt. Interessant auch die Komposition von William Engelen, der Musiker bat, ihren Tagesablauf zu dokumentieren. Schon diese Aufzeichnungen gleichen einer Partitur; auf CD spielt eine Geigerin schließlich ein auf ihrem Lebensrhythmus basierendes Stück von Engelen.

Georg Kargl Fine Arts, bis 7.3.

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