Steifes Genick in der Kunsthalle: der fabelhafte Dildo von Amélie

Feuilleton, FALTER 8/2009 vom 18.02.2009

Bei der Ausstellungseröffnung von "The Porn Identity" in der Kunsthalle trug die Künstlerin Marlene Haring einen Sticker mit der Aufschrift "Show Me Yours, I'll Show You Mine". Damit lud sie die Vernissagenbesucher ein, mit ihr in einen Schrank zu steigen und so die Hosen hinunterzulassen wie zuletzt in der Kindheit beim Doktorspielen. Sehr zum Gefallen der Künstlerin verselbstständigte sich die Performance im Laufe des Abends. Rund 70 Personen stiegen in Harings Schrank, drei Paare sollen darin Sex gehabt haben. "Es war sehr gut", meinte Haring am Tag darauf über die Nummer, bei der sie selbst zugesehen hat.

So viel zu den ersten konkreten Stimulationseffekten der Pornoausstellung. Ein denkbar aufgelegtes Thema: Nacktheit und Sex verkaufen sich im Ausstellungsbetrieb ebenso gut wie in den Medien. Lange nur mit "pfui" bedacht, häufen sich neuerdings Symposien, Filmfestivals, Reader und Schwerpunkte in Kunstzeitschriften zum Thema Pornografie. Florian Waldvogel und Thomas Edlinger haben bereits 2007 in der Rotterdamer Kunsthalle Witte de With die Pornografieschau "Bodypoliticx" kuratiert; in Wien ist eine abgespeckte Variante davon zu sehen. Im niederländischen Katalog schildert Kurator Waldvogel seine "Expeditionen in die Dunkelzone", wozu etwa der Konsum von 19 Pornofilmen an einem Wochenende gehörte. "Porno macht etwas mit dir", berichtet der Leiter des Hamburger Kunstvereins im Interview. "Diese Recherche hat mich so verändert wie keine vorher. Ich hatte fast ein Jahr lang keine Lust auf Sex."

  952 Wörter       5 Minuten

Sie haben bereits ein FALTER-Abo?


Jetzt abonnieren und sofort weiterlesen!

Jetzt abonnieren und sofort weiterlesen!

Print + Digital

  • FALTER sofort online lesen
  • Wöchentliche Print-Ausgabe im Postfach
  • FALTER als E-Paper
  • FALTER-App für iOS/Android
  • Rabatt für Studierende
Jetzt abonnieren

1 Monat Digital

  • FALTER sofort online lesen
  • FALTER als E-Paper
  • FALTER-App für iOS/Android
Jetzt abonnieren

Digital

  • FALTER sofort online lesen
  • FALTER als E-Paper
  • FALTER-App für iOS/Android
  • Rabatt für Studierende
Jetzt abonnieren
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden Sie in unserem Archiv.

12 Wochen FALTER um 2,50 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!