Vom Innenleben der Natur

Steiermark, FALTER 8/2009 vom 18.02.2009

Wolfgang Buchner ist ein Romantiker im besten Sinn. Das meint, dass er nicht nur am Schwärmen ist, sondern sich dabei auch auf Naturvorgänge konzentriert. Überhaupt ist seine Kunst eine Sache der Balance, pendelt zwischen Empirie und Fantasie. Aus der Beobachtung natürlicher Prozesse schöpft er sein Formvokabular, verwendet es verwandelnd weiter, um so der Macht des Faktischen poetische Erkenntnisse abzugewinnen. Sein "Glühhammer" ist ein früh (1974) von ihm gefundenes Symbol für diese Art ganzheitlichen Welt- und Selbstentwurfs: am einen Ende Handwerkszeug, am anderen Erleuchtungsmedium, sprich Glühbirne. So hat Buchner verschiedene Varianten zur Konstruktion einer Pascal'schen Schnecke in frei nach Kandinsky schwebende Gebilde transponiert, eine Typologie der Schneeflocken erstellt oder die verschiedenen Aggregatzustände des Wassers modellhaft und dennoch frei malerisch veranschaulicht. Mechanisch ablaufende Apparate können helfen, poetische Semantiken zu generieren. Es wundert nicht, dass ihn die Salzgewinnung fasziniert. Immerhin ist sie ein Vorgang, der seinen sinnstiftenden Extraktionen aus dem Sinnlichen metaphorisch eng verwandt scheint. "Rotsalz im Herbstberg" heißt die ihm in der Neuen Galerie gewidmete, thematisch in miteinander kommunizierende Felder gegliederte Retrospektive. Und auch sein liebstes Bild. Es zeigt das dunkle Innere des Salzbergs weit geöffnet, warm im Rot, weil lebend, umflort vom Licht, das, sich im Gold des gelben Ahorns fangend, aus ihm wächst. "Der Poet versteht die Natur besser, wie der wissenschaftliche Kopf", meinte schon Novalis. UT

Neue Galerie; bis 13. 4.

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