Ins Mark
Der Kommentar zur steirischen Woche
Der Flachwurzler
In einer Partei brauche es Tiefwurzler und Flachwurzler, philosophierte SP-Landeshauptmann Franz Voves am Montag. Hintergrund der parteistrategischen Überlegungen: Kulturlandesrat Kurt Flecker hatte im Standard die Bundespartei und Werner Faymann kritisiert: Zur Frage des EU-Kommissars, den die SPÖ der Volkspartei überlassen will, schimpfte Flecker, es sei erschreckend, dass man erst gar nicht den Anspruch auf so einen wichtigen politischen Posten erhebe. Und er fragte sich laut, wozu die SPÖ Wahlen gewinne, „wenn ich dann keine eigene sozialdemokratische Politik mehr mache“. Flecker sprach von „flach verwurzelter Politik“ und „Liebdienerei der Kronen Zeitung gegenüber“.
Eine persönliche Meinung Fleckers, versuchte Voves nach der Regierungssitzung zu beschwichtigen. Dieser führe den linksliberalen Teil der Partei an, ohne den sich Voves die SPÖ gar nicht vorstellen könne, allerdings: „Politisch übertriebene Intellektualität hätte uns letztes Jahr fast zur Zwergerlpartei gemacht.“
Der Kulturlandesrat gilt zwar als das linksintellektuelle Aushängeschild der Partei, allein die Kritik an der Bundespartei war durchaus bodenständig. Schon im Wahlkampf war der Faymann-Kurs nicht nur den Tiefwurzlern unter den SPÖ-Wählern zu oberflächlich, die Anbiederung an die Kronen Zeitung für viele ein unverzeihlicher Fehler, der Verzicht auf das EU-Amt fragwürdig. „Übertriebene Intellektualität könnten wir uns wünschen!“, lachte Flecker, als Voves über Tief- und Flachwurzler sinnierte. Mit Flachwurzler will der Landeshauptmann übrigens keineswegs Faymann gemeint haben, wie er später ergänzte. Wer dann übrig bleibt, ist klar.
Donja Noormofidi leitet den Politikteil im steirischen Falter