Krieg im Frieden: Simon Stephens’ „Motortown“
D er Engländer Simon Stephens ist einer der besten Dramatiker der Gegenwart, „Motortown“ (2006) sein bisher stärkstes Stück. Es handelt vom Soldaten Danny, der als Psycho aus dem Irakkrieg heimkommt. „Draußen vor der Tür“ in London-Dagenham: Danny ist ein Fremdkörper im eigenen Leben, seiner Wut fällt schließlich eine junge Frau zum Opfer.
Andrea Breths Inszenierung aus dem Vorjahr, die jetzt wieder auf dem Spielplan steht, setzt auf einen Mix aus Naturalismus und Stilisierung: Das Blut spritzt lebensnah wie im Kino, die Charaktere aber sind stark überzeichnet. Markus Meyer als Dannys gehandicapter Bruder mit künstlichem Vorbiss, Wolfgang Michael als von allen guten Geistern verlassener Hehler, Johanna Wokalek als Dannys panische Exfreundin oder Andrea Clausen als sexhungrige Ehefrau, deren kalte Blicke Gier und Verachtung zugleich ausdrücken: Die Menschen, denen Danny begegnet, sind noch kaputter als er selbst.
Ein interessantes, nicht unwitziges Konzept, das über weite Strecken auch aufgeht. Nur die sadistische Mordszene passt nicht hinein: Dass es jetzt auf einmal ernst sein soll, nimmt man auch dem sonst sehr guten Nicholas Ofczarek als Danny nicht ab. Trotzdem: Sollte man gesehen haben.
Akademietheater, Fr und Di 20.00