Wozu genau braucht diese Welt eigentlich einen liberalen Papst?
Religionskritik
Seit Wochen schon hält die Aufregung über die Entscheidung von Papst Benedikt XVI., die Exkommunikation von vier erzreaktionären Bischöfen (darunter einem schrulligen Ungustl aus Großbritannien) rückgängig zu machen, die Welt in Atem. Also vielleicht nicht die ganze Welt, denn in Mumbai oder Dubai ist die Aufregung wohl nicht ganz so groß wie in Gurk oder St. Pölten; aber immerhin: Legt man alle Zeitungsberichte zum Thema aneinander, reichen diese vom Petersdom bis zur Saint Paul’s Cathedral und zurück. Ständig, so lese ich, herrscht Empörung, Aufstand und Aufruhr in der katholischen Kirche, jetzt haben angeblich wieder „die Modernisten Oberwasser“ (profil).
Aus gesicherter Distanz – ich bin kein Mitglied – verfolge ich das bereits seit Jahrzehnten: Der Papst ist gegen Abtreibung, Verhütung, Schwulitäten oder poppende Priester, und die Liberalen sind empört. Die Liberalen sind in dem Falle entweder liberale Theologen (ein besonders langweiliger Job: tagaus, tagein das gleiche Gejammer) oder aber Leute, die gern ein bisschen Wein und Weihrauch haben, den Herrgott aber abseits von Weihnachtsmette und Eheschließung einen guten Mann sein lassen. Der Leider-nein-Bischof Wagner hat ja vollkommen Recht, wenn er gegen jene wettert, die (sich) taufen lassen, „weil es in Österreich halt so üblich ist“.