Anschüttung
Er habe, erzählte Hermann Nitsch, immer schon gerne Sachertorte mit Schlag gegessen. Dabei wirkte der große alte Mann des Wiener Aktionismus ein bisschen müde. Wo ist der Schütt-Papst von damals bloß gelandet? Ober-Sachertorte Elisabeth Gürtler hatte in den grünen Salon des Luxushotels geladen, um dort der versammelten Weltpresse die erste Edition der Sacher-Artists'-Edition zu präsentieren: Auf der Holzbox ein - ebenfalls mehrheitlich grünes - Schüttbildchen des Meisters, in der Schachtel das gewohnte Schokotrumm. Die Künstlertorte kostet zehn Euro mehr, der Erlös (75.000 Euro, und dafür dankte Frau Diplomkaufmann auch dem Staat) geht ohne Abzüge (!) an gute Zwecke. Das Sacher bekommt Publicity, kranke Kinder bekommen Reittherapiestunden. Und streunende neapolitanische Katzen eine Menge Katzenfutter. Für dieses maunzende Charityprojekt holte Gürtler extra eine Dame aufs Podium, die sie konsequent nur Frau Professor Nitsch nannte und die offenbar für Herrn Professor und herrenloses Getier zuständig ist. Ob sich die Kinderkrebshilfe demnächst den von Gürtler versprochenen Lipizzaner - sie ist schließlich auch Chefin der Hofreitschule - abholen kann, ist nicht bekannt.