Bücher, entstaubt
Bücher, kurz besprochen
Sonderfall Kärnten
"Sondersituation", "Sonderfall" - diese Erklärung hört man diese Woche öfters, wenn es darum geht, den Triumph des BZÖ im Kärnten zu beschreiben. Hellwig Valentin, Zeithistoriker, Generalsekretär der Arge Alpen-Adria und einst Leiter des Landespressedienstes und Chefredakteur des SPÖ-Blattes Kärntner Tageszeitung, kennt seine Heimat gut. Vor allem jene von den Roten geprägte Ära, die Haider voranging - und in der, so seine These, viele Weichen für den späteren Triumph des Rechtspopulisten gelegt wurden. So habe Leopold Wagners betont nationale Machtausübung ungewollt Haider den Weg bereitet, meint Valentin. Valentin geht aber auch tiefer in die Geschichte zurück: Abwehrkampf und Volksabstimmung, "fliegender" Machtwechsel im Mai 1945, Ortstafelstreit, Attentat auf Landeshauptmann Wagner, der erste FPÖ-Landeshauptmann Österreichs, erste blau-rote "Chianti-Koalition" auf Landesebene - in Kärnten waren "Sonderfälle" immer schon an der Tagesordnung.
Ein lesenswertes Buch, vor allem für jene, die der gegenwärtigen Hysterie um das unmögliche neunte Bundesland historische Erklärungsansätze entgegensetzen wollen.
Hellwig Valentin: Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918-2004. Hermagor, 358 S., € 24,90. Neuauflage erscheint demnächst