Der ORF. Viel begehrt und kaum verstanden
Wie überall ist auch im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Krise. In Deutschland wird Nikolaus Brender, der Chefredakteur des ZDF von CDU-Politikern öffentlich attackiert; er soll seinen „öffentlich-rechtlichen Katholizismus“ übertrieben haben, sagte Angela Merkel. Der konservative hessische Ministerpräsident Koch greift Brender wegen angeblich sinkender Zuschauerzahlen, in Wahrheit wegen vermeintlicher Unbotmäßigkeit an. In Frankreich hat Nicolas Sarkozy beim staatlichen Sender France Télévision die Werbefinanzierung abgeschafft und dafür per Gesetz eingeführt, dass er als Präsident den Generaldirektor persönlich ernennen darf. In Italien ist die RAI von Berlusconi zerstört, der seine Kritiker hinauswarf; dort diskutiert man darüber, ihr ebenfalls die Werbefinanzierung zu nehmen. Die Gebührenfinanzierung der seit ihrer Gründung 1922 werbefreien BBC ist zwar bis 2016 verlängert, aber auch dieser Sender, den der Spiegel einmal die Kirche des öffentlich-rechtlichen Wesens nannte, wird von der Digitalisierung und Kommerzialisierung der Medien bedroht.