Ohren auf!

Sammelkritik

Carsten Fastner
Lexikon, FALTER 15/09 vom 08.04.2009

Unbeschwert und ungestüm, polkaartig und gespenstisch, dialogisch und verbittert, düster und aggressiv - so bezeichnete Leo Janácek (1854-1928) den Ausdrucksgehalt der vier Sätze seines 1. Streichquartetts (1923), in dem er Leo N. Tolstois Novelle "Kreutzersonate" frei in Klängen nacherzählt: so bildhaft wie in den Satzbezeichnungen, aber - anders als Tolstoi - nicht aus der Sicht des mordenden Ehemannes, sondern voll Empathie für das Opfer, die vereinsamte, bei Beethoven und ihrem Klavierlehrer Trost suchende Ehefrau.

Das Stück ist ein Höhepunkt der tschechischen Kammermusik - und zugleich ein Beleg dafür, wie weit die 1848 innerlich begonnene, 1918 politisch vollzogene Abwendung von Österreich in Böhmen und Mähren bis in die Kunst der Moderne hinein wirkte: von der Hinwendung zu national-mythologischen Stoffen bei Smetana über die Entdeckung der eigenen Folklore bei Dvorák bis hin zu Janáceks panslawistischer Russophilie, wie sie sich in vielen seiner Opern, aber eben auch

ANZEIGE
  330 Wörter       2 Minuten

Sie haben bereits ein FALTER-Abo?


Sie nutzen bereits unsere FALTER-App?
Klicken Sie hier, um diesen Artikel in der App zu öffnen.

Jetzt abonnieren und sofort weiterlesen!

Jetzt abonnieren und sofort weiterlesen!

Print + Digital

  • FALTER sofort online lesen
  • Wöchentliche Print-Ausgabe im Postfach
  • FALTER als E-Paper
  • FALTER-App für iOS/Android
  • Rabatt für Studierende
Jetzt abonnieren

1 Monat Digital

  • FALTER sofort online lesen
  • FALTER als E-Paper
  • FALTER-App für iOS/Android
Jetzt abonnieren

Digital

  • FALTER sofort online lesen
  • FALTER als E-Paper
  • FALTER-App für iOS/Android
  • Rabatt für Studierende
Jetzt abonnieren
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Alle Artikel der aktuellen Ausgabe finden Sie in unserem Archiv.

12 Wochen FALTER um 2,50 € pro Ausgabe
Kritischer und unabhängiger Journalismus kostet Geld. Unterstützen Sie uns mit einem Abonnement!