Mobil eben
Wie wir uns bewegen
Neu im Kino
Die 1968 in Rotterdam geborene Regisseurin Nanouk Leopold sollte man im Auge behalten: Während ihre ersten beiden Spielfilme, "Weekend" und "Îles Flottantes", vor frechem Humor nur so strotzten, wechselte sie mit "Guernsey" und jetzt mit "Wolfsbergen" ins Genre Familiendrama und erweist sich auch hier als Meisterin ihres Fachs.
"Wolfsbergen" erzählt von einer Großbürgerfamilie - einem verwitweten Großvater, dessen Töchtern und deren Familien - die in ihren lichtdurchfluteten Wohnlandschaften versuchen, jenes Glück zu leben, das ihnen ihr Status vorschreibt.
Als Konraad, der Großvater, den Angehörigen per Brief mitteilt, dass er im Sommer seinem Leben freiwillig ein Ende setzen werde, reagiert vor allem die älteste Tochter mit ungläubiger Ignoranz. Was nicht sein darf, wird unter Schweigen begraben - doch allmählich wühlt sich Konraads Geheimnis wie ein Maulwurf an die Oberfläche des heilen Familienscheins und zerrt dabei ein paar andere verdrängte Wahrheiten mit ans Licht.
Erfreulich unklischiert entwirft Leopold dabei die Familienkonstellation: Endlich fungieren einmal nicht die Frauen als emotionale Stützen der Familie. Nein, gerade sie sind "out of touch" mit sich selbst, lächeln und heucheln, bis sie in eine depressive Starre oder Heulkrämpfe verfallen. Nachdenklich und behutsam verfahren dagegen die Männer mit der Welt. Allen voran Konraad, der Lebensmüde, der als Einziger furchtlos seiner Überzeugung entsprechend handelt.
Inszeniert ist dieser ungewöhnliche Film als zarter Wechsel von Raum- und Lichtstimmungen, den man unbedingt auf Leinwand im Originalformat Cinemascope sehen sollte.
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