Kraliceks Festwochentagebuch
(1) Notizen eines Festwochenbesuchers auf der Suche nach dem Theaterglück
In "Alice", dem dritten Buch von Judith Hermann, wird weniger geraucht und mehr gestorben
Buchkritik: Sigrid Löffler
Von allem Anfang an, seit ihrem Debüt vor elf Jahren im Alter von 28, war Judith Hermann weniger ein literarisches Phänomen als vielmehr eine Inszenierung des deutschen Feuilletons: eine Projektionsfläche für angesagte Stimmungen. In ihrem ersten Erzählband, "Sommerhaus, später", kam, in schöner Teilnahmslosigkeit und verhangener Blässe, eine Müdigkeit zur Sprache, die sich als Lebensgefühl einer Generation deklarieren ließ - auch wenn es sich, genauer betrachtet, bloß um den Blues eines bestimmten Berliner Milieus zur Jahrtausendwende handelte, nämlich das Soziotop einer Hinterhausboheme von Berufsjugendlichen um die 30, lokalisierbar zwischen Kreuzberg und Prenzlauer Berg.
Gleichwohl wurde das schmale Bändchen zum poetischen Grundtext einer Generation ausgerufen und war ein Sensationserfolg. Hunderttausende Leser und womöglich noch mehr Leserinnen nahmen das