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Das Filmmuseum zeigt die unbekannten Underdogkomödien des sowjetischen Regisseurs Vasilij Schukschin
Vorschau: Michael Omasta
Vasilij Schukschin war Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur; und sein Kino: ein Kino der Möglichkeiten. Tagediebe, Bauern, einfache Leute stellen das Personal seiner Filme, aber ihre Lebenswege sind doch um vieles krummer, als man aus dieser Typologie schließen möchte.
Paska, zum Beispiel, der Protagonist von "Es lebt da so ein Bursche", der als Lkw-Fahrer zu einer Kolchose im Altai abkommandiert wird, hat die längste Zeit nichts als Mädchen und Dummheiten im Sinn; am Ende aber wird er - mehr aus Dreistheit denn Opfermut - ein Dorf vor einer Explosion bewahren und Dank eines dabei gebrochenen Knöchels von der Lokalpresse zum Helden des Tages ausgerufen werden.
Nur widerstrebend verlassen in "Reisebekanntschaften" der Traktorist Ivan und seine Frau Njura zum ersten Mal ihr kleines Heimatdorf, um auf Kur gen Süden zu fahren; nur kurz währt auch die Freiheit, die sich Stepan in "Euer Sohn und Bruder" nimmt, um sein Heimweh zu kurieren. Die fünf Langfilme, die Schukschin, der im Alter von 45 Jahren starb, zwischen 1964 und 1974 realisierte, sind außerhalb der Sowjetunion weithin unbekannt geblieben.
In der Heimat bescherten sie ihm die Popularität eines wahren Volkshelden. In seinem letzten Film, "Roter Holunder", übernahm der Regisseur auch gleich die Hauptrolle. Schukschin spielt Egor, einen haftentlassenen Dieb, der nach einem Sinn im Leben sucht und bei einer Bäuerin schließlich die Liebe findet. Dass dieser Film in puncto Inszenierung an Franz Antel erinnert, darf einen nicht abschrecken - und auch, dass sein Finale angeblich selbst Breschnew zu Tränen rührte, nicht.