Kritik
Kunst, Architektur oder Design?
Licht ist für den walisischen Künstler Cerith Wyn Evans ein Medium, mit dem er den Betrachter in halluzinogene Nebenwelten führt. Seine Säulen aus Neonröhren bilden den idealen Auftakt zur Ausstellung, die das Thyssen-Bornemisza Art Contemporary unter dem Titel „Transitory Objects“ zurzeit zeigt. Als rein ästhetisches Produkt, das unter Verwendung industriell gefertigter Materialien geschaffen wurde, markiert Evans Arbeit nämlich genau jene Schnittstelle, um die es in dieser Schau gehen soll: Um das Pendeln zwischen Funktionalismus und reiner Ästhetik, um interdisziplinäre Ansätze und die Frage, welche Bedeutungsverschiebung ein Objekt erfährt, wenn es aus seinem ursprünglichen Umfeld in das der Kunst übersiedelt.
Als Pionier einer Architektengeneration, deren Entwurfspraxis eine Neuorientierung in der Verwendung des Computers als Werkzeug darstellt, gilt zum Beispiel Greg Lynn. Für ihn ist Plastikspielzeug das Baumaterial der Zukunft schlechthin. Ein Dokumentationsvideo zeigt, wie’s gemacht wird, eine biomorph anmutende Stellwand veranschaulicht, wie’s aussehen kann.
Die Schau präsentiert aber nicht nur so eingängige Beispiele wie diese. Francesca Woodmans wunderbare Schwarzweißfotografien, in denen ihr Körper mit dem umgebenden Raum verschmilzt, sind in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehbar. Ebenso wenig Rodney Grahams dank Camera obscura auf den Kopf gestellte Ansicht eines Baumes. Das Hybrid zwischen Film, Architektur und Skulptur von Bojan Sarcevic dagegen ist hier so wunderbar verortet wie die abstrakte Soundcollage von Florian Hecker, mit welcher der Künstler die dritte Dimension erobert.
T-B A21, bis 31.10