Kritik

Mumbai, Slumbay, Boombay

Lexikon, FALTER 32/09 vom 05.08.2009

Zuerst China, dann Indien. Seit auch der Subkontinent einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, will das Interesse an seiner Kunstproduktion nicht abreißen. Mit einem Blick auf die Kunstszene Bangalores starteten die Krinzinger Projekte im Vorjahr einen Indienschwerpunkt. Drei Künstler aus Bombay setzen diesen nun mit „Under The Surface“ fort.

Als ironischer Kommentar auf die Stadtentwicklung der Wirtschaftsmetropole sind die Arbeiten von Tushar Joag zu verstehen. Die Mittel der Karikatur scheinen ihm dafür bestens geeignet. So zeigt er in einer Installation Bombays traditionelle Markthalle, die von einem Hai verschlungen wird. In einem Digitaldruck jagt er sogar das Wahrzeichen, den Gateway of Bombay, in die Luft. An allen Ecken und Enden der Stadt entstehen Einkaufszentren und Wohnblocks. Joag verdeutlicht, dass der Bauboom auch vor traditionellen Strukturen nicht haltmacht.

Hema Upadhyay arrangiert in China fabrizierte Holzpuzzleteile zu einem ornamentalen Gebilde und thematisiert damit das Verschwinden der eigenen kulturellen Identität auf dem globalen Markt. Anant Joshi fertigt überbordende Skulpturen aus Plastikspielzeug. Agglomeration ist wohl eine der Kategorien, in denen man als Bewohner einer 14-Millionen-Einwohner-Metropole denkt.

Insgesamt geben sich die hier versammelten Beiträge zwar verspielt, die Probleme des urbanen Indiens sickern dennoch durch. MJ

Krinzinger Projekte, bis 22.8.

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