Stadtrand

Urbanismuskolumne

Christopher Wurmdobler
Stadtleben, FALTER 32/09 vom 05.08.2009

Bei uns sagte man „Leckmuschel“ dazu

Wenn man zum Beispiel in einem Eissalon, in dem fünf fröhliche Frauen im Akkord Gefrorenes in Waffeln spachteln, eine „Leckmuschel“ bestellt, hören fünf fröhliche Frauen schlagartig zu spachteln auf – und werden gleich noch eine Spur fröhlicher. „Leckmuschel, hihi, das kann man doch nicht sagen“, sagen sie, wissen aber interessanterweise gleich, dass damit nicht wirklich etwas Sexuelles gemeint war. Genau, es geht um die zwei muschelförmigen Waffelteller, zwischen die genau eine große Eiskugel passt, die sich so wahnsinnig nostalgisch („wie damals, als wir Kinder waren“) verzehren lässt. Ja, okay, die Zunge ist dabei gefordert. Und wahrscheinlich sieht es ausgesprochen infantil aus, aber sicher nicht besonders hübsch, wenn ein Mann mittleren Alters auf diese Art sein Eis isst. Vor allem wenn es sehr heiß, das Eis schokoladig und der Mann weiß angezogen ist. Mit ein wenig schmutziger Fantasie klingt Leckmuschel sehr lustig, bei uns sagte man aber so. Ist das gleich ein Grund, die Arbeit einzustellen? Bitte gleich noch eine Leckmuschel. Zum Mitnehmen!

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