Noch im Kino
Doku auf Spurensuche — „Der Weg nach Mekka“
In der Flughafenhalle in Mekka ist der Mann vielen ein Begriff: Ein Pilger erzählt, im englischsprachigen Raum sei Muhammad Asad eine gern zitierte theologische Autorität, ein anderer meint, ganz im Vertrauen, irgendwas an diesem Asad wäre faul gewesen.
Muhammad Asads Biografie und Schaffen sind Anlass zur Uneinigkeit, sie liegen quer zu bequemen Trennlinien: Geboren 1900 in Lemberg als Leopold Weiss, wuchs der Rabbinersohn in Wien zum areligiösen Intellektuellen heran und konvertierte Mitte der 20er-Jahre zum Islam, um dessen liberale Reform er sich von nun an bemühte.
Asads verschlungener Lebensweg gibt Georg Mischs Dokumentarfilm „Der Weg nach Mekka – Die Reise des Muhammad Asad“ die Stationendramaturgie vor: Vom ukrainischen Lvov, einst Ausläufer des Habsburgerreichs, und Wien über Israel, Saudi-Arabien, New York und Pakistan, an dessen Staatsgründung Asad beteiligt war, führt die Spurensuche schließlich nach Marokko, wo er über 17 Jahre hinweg eine umstrittene Koran-übersetzung erarbeitete.
Die Herausforderung für sicher geglaubte kulturelle Abgrenzungen, die Asads Leben und Denken nach wie vor bedeutet, macht der Film gewitzt transparent. Noch um Asads Grab in Granada entzündet sich vor laufender Kamera ein kleiner Streit: Der zuständige Imam würde die „exzessiv hohe“, christlich beeinflusste Grabanlage gern begradigt sehen. Gelegentlich melkt Misch solche kuriosen Episoden über Gebühr, während seriöse Kritik an Asads Schriften flüchtig angemeldet, aber nie ausgeführt wird. Eine derart schlaue, kurzweilige Replik auf geo- wie innenpolitische „Kulturkampf“-Hetze wird man trotzdem nicht so schnell finden.
Weiterhin im De France und Village (OmU)