Kritik
Josefstadt: das Stück zum Film zum Buch
Keine Theatersaison mehr ohne Bühnenfassungen berühmter Filme: Neben Almodóvar im Volkstheater läuft nun „Der blaue Engel“ in der Josefstadt, in einer gediegenen Drehbühnen-Inszenierung von Herbert Föttinger. Die Josefstädter Fassung basiert halb auf Josef von Sternbergs Film von 1930, halb auf Heinrich Manns Vorlagenroman „Professor Unrat“ von 1905, und kocht die antibürgerliche Parabel von der Unterwerfung des lustfeindlichen Gymnasiallehrers Rath unter die halbseidene Diseuse Lola auf die tragische Backstageromanze zweier Liebesbedürftiger herunter. Das ist vermutlich notwendig (für welche gesellschaftliche Kaste soll ein gestrenger Professor denn heute stehen?), macht das Drama aber etwas beliebig: Trotz Erwin Steinhauers beherztem Spiel bleibt sein Rath meist ein harmlos schrulliges Faktotum. Was der Theaterabend an Dringlichkeit entwickelt, verdankt sich Katharina Straßer, die sich mit einer verletzlichen Lola aus den Erinnerungen an die opake Marlene Dietrich frei spielt.
Theater in der Josefstadt, Sa, Di, Mi 19.30, So 15.00