Schuld und Sühne
In „Verbrechen“ verwandelt der Berliner Anwalt Ferdinand von Schirach Justizfälle in fesselnde Literatur
Rezension: Julia Kospach
Buch vom Verlag bekommen. Buch weggelegt: zu reißerisch der Umschlagtext und beinahe schon lachhaft bedeutungsgeladen, wie ein PR-Gag der Name des Autors: Ferdinand von Schirach, Strafverteidiger aus Berlin.
Ja, er ist verwandt. Der Enkel des Gauleiters von Wien, der 60.000 Juden deportieren ließ. Und er schreibt Justizgeschichten. Die Story lässt sich vermarkten. Das deutsche Feuilleton ist schon aufgesprungen. Na, sicher! Buch weggelegt. Nicht mal reingeschaut – und innerhalb einer Minute Opfer des eigenen Hochmuts geworden.
Gott sei Dank noch rechtzeitig draufgekommen. Ein paar Wochen später in einer Literaturzeitschrift zufällig auf einen kurzen Text Ferdinand von Schirachs über sein Schreiben gestoßen. Auf Hohn getrimmt mit dem Lesen begonnen und mit jedem Satz kleinlauter geworden, verblüffter.
Von der Undenkbarkeit der Strafjustiz ohne Nikotin