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Ambitionierte zweite Runde für Filmschau „this human world“
Das themenorientierte Filmfestival an und für sich hat es nicht leicht: Programmiert man einfach, was sich aus der Gegenwartsproduktion inhaltlich anbietet, droht unfokussierter Verlautbarungsbrei rauszukommen; setzt man zu strenge ästhetische Maßstäbe an oder bemüht sich um besondere Originalität in der Auswahl, geraten schnell Themenbezug und Informationsfunktion ins Abseits. „this human world“, das österreichische Filmfestival der Menschenrechte, begegnet diesem Dilemma im zweiten Jahr seines Bestehens mit Diversifizierung und gleichzeitiger thematischer Bündelung des Angebots: Mehr als die Hälfte der über 130 Filme, die an den zehn regulären Festivaltagen gezeigt werden, sind einem von sieben Programmschwerpunkten zugeordnet: von Länder-Specials (Iran und Burma) bis zu einem Themenblock über Genitalverstümmelung. Um historische Spannweite bemüht sich vor allem eine lose Schau zum Fall des Eisernen Vorhangs, in der auch Arbeiten etwa von Jan Švankmajer oder Volker Koepp zu sehen sind.
Einige der interessantesten Österreich-Premieren des Festivals finden sich im allgemeinen Programm: etwa Haile Gerimas „Teza“, das unebene, aber energisch gefilmte Drama eines Intellektuellen, der aus dem deutschen Exil ins autokratisch beherrschte Äthiopien der 80er-Jahre zurückkehrt. Oder José Padilhas Kontroversenfilm „Tropa de Elite“: Die Mitglieder einer brutalen Polizei-Eliteeinheit in Rio de Janeiro werden da als Helden eines ungeniert stylishen Milieu-Actionthrillers in Szene gesetzt. Was auf den Filmfestspielen von Berlin als Fascho-Reißer kritisiert und in Brasilien von der Rechten abgefeiert wurde, erweist sich bei minimaler Betrachtungsdistanz als gar nicht unschlauer Versuch, eine verfahrene politische Situation zu erzählen, in der Korruption, Sozialreformismus und Polizeiterror als gleich falsche Alternativen erscheinen.
Topkino, Schikaneder Kino, Burg Kino, 4. bis 13.12.