Folterschocker in Serie: „Saw VI“
Er sieht dem omnipräsenten Philosophen und Bildungstheoretiker Konrad Paul Liessmann ähnlich, doch seine Ideen von ganzheitlich-charakterprägendem Lernen sind eher Marke Unhold als Humboldt: Tobin Bell in der Rolle des Jigsaw, des omnipräsenten Mastermind in den „Saw“-Schockern. Auch in Teil 6 des Franchise verordnet er cyberpunkige Folterspiele mit integrierten Moralkrisen als Lernbehelfe für solche, denen ihre Gier den Sinn für den Wert des Lebens geraubt hat. (Die Älteren, die sich „Saw“-Filme nicht anschauen, kennen solche Didaktik vom Killer aus „Se7en“.) Es geht um Jigsaws Vermächtnis: Der Deadline-Werkelmann tritt hier in Rückblenden und Ausschnitten aus älteren „Saw“-Filmen auf. Nicht nur in der Selbst-Neudurcharbeitung – nach der „Lost“-Logik: Alle haben ständig neue Vergangenheiten – ist dieser abseits der Folterkammern farblose, konfuse Film hyperaktiv: Alles, vom Profitdenken über das US-Problem Krankenversicherung bis zum Bildungsnotstand und zum Umbau urbaner Industrieruinen in Erlebnisparks, verwurstet er im Zeichen redseliger Straf- und Dressurmoral. Gliedmaßen ebenfalls.
Ab Fr in den Kinos