„Befugt bin ich aus einem EU-Land“
Nun meldet sich der umstrittene Gutachter im Fall des Srebrenica-Aufdeckers Jovan Mirilo zu Wort
Ende 2008 erhielt Brankica Stankovic´, Redakteurin des Belgrader Fernsehsenders B92, eine E-Mail in holprigem Serbisch: „Sehr geehrte Frau Stankovic´. Befugt bin ich aus einem EU-Land, dass ich studiere den Fall und gebe fachliche Meinungen über den Bezug einiger Aussagen von Jovan Mirilo.“
Die Journalistin wusste nicht, welchem Zweck ihre Auskunft dienen sollte. Aber sie antwortete. Mirilo habe keine TV-Sendung organisiert, schrieb sie, denn B92 organisiere seine Sendungen selbst. „Aber die Rolle des Herrn Mirilo“, fuhr sie fort, „war für die Entstehung der Sendung sehr wichtig. Er hat dem Sender sehr geholfen. Mehrere wichtige Informationen kamen von ihm, er stand auch selbst vor der Kamera. Mirilos Angaben wurden von B92 überprüft und für richtig befunden.“
Den Rest der Geschichte enthüllte der Falter vergangene Woche: Der Absender der holprigen E-Mail ist ein Gutachter im Auftrag des österreichischen Bundesasylamts, der Fluchtgründe durchleuchtet. In seinem Bericht, den er später aus E-Mails, Medienberichten und Reiseeindrücken zusammenstoppelt, fand sich aber nur der erste Satz aus Stankovic´s Antwortmail. Auf ähnliche Weise hat er auch viele andere Quellen manipuliert.