Nachgetragen
Journal mehr oder weniger bedeutender urbaner Begebenheiten
Neu im Kino
Warst du je Kommunistin? Bist du je von einer Krähe oder einem ähnlichen Flugvogel attackiert worden?“ Mit diesen und ähnlichen Fragen („Schrumpfen Schafe, wenn es regnet?“) fängt die Brieffreundschaft zwischen „Mary & Max“ an. Auch sonst verdankt der schöne Knetanimationsfilm von Adam Elliot seinen Reiz wesentlich dem wunderlichen Durcheinander von Elementen, deren Zusammenhang sich nur bedingt erschließt.
Nach dem Zufallsprinzip erwählt die achtjährige Australierin Mary Daisy Dinkle (gesprochen von Bethany Whitmore und Toni Collette) den am Aspergersyndrom leidenden New Yorker Max Jerry Horowitz (gesprochen von Phillip Seymour Hoffman) zu ihrem Brieffreund. Verbunden in Einsamkeit, tauschen Mary und Max per Postweg Schokoriegel und teilen miteinander größere und kleinere denkwürdige Ereignisse von Schulhänseleien bis zum Lottogewinn.
Was der Geschichte dieses jahrelangen Austausches mitunter an Schwung fehlt, macht die Detailverliebtheit in der Ausgestaltung wett: Groteske Leiber schieben sich durch exakt farbcodierte Landschaften in Brauntönen (Australien) oder Schwarz-Weiß-Rot (New York). Jede Figur seines Langfilmdebüts hat Elliot, für „Harvey Krumpet“ 2004 mit dem Oscar prämiert, selbst entworfen und mit einem verwickelten Innenleben ausgestattet. (Sogar eingebildete Freunde haben hier ihre Sorgen.)
Famos schon der Vorspann, der ein Vorstadtpanorama samt koalaförmigem Briefkasten und einsamem Männerslip auf der Wäscheleine entfaltet. Noch bemerkenswerter ist, wie „Mary & Max“ in den entscheidenden Momenten die richtige Abzweigung erwischt und Karikatur wie Gefühligkeit hinter sich lässt.
Ab Fr in den Kinos (OmU im Filmcasino)