Kritik
In den Fallstricken künstlicher Welten
An Warnschildern zur Gesundheit wurde nicht gespart in der aktuellen Ausstellung im Künstlerhaus. Die in der Schau „Space Inventions“ gezeigte Medienkunst möchte den Betrachter reinziehen – was aber trotzdem nicht zu weit führen soll. So werden speziell Epileptiker und adoleszente Mädchen vor der Installation von Ulf Langheinrich, dem Herzstück der Gruppenschau, gewarnt. Mit „Hemisphere“ lockt der deutsche Künstler unter eine raumgreifende Kuppel, in der Flimmern und basslastiger Sound regieren. Fraktale flickern wie superschnelle Ameisen in dem modernen Gewölbe, das der Betrachter am Boden liegend auf sich wirken lassen kann.
Auch wenn diese Arbeit erst 2006 entstanden ist, so sieht sie doch recht alt aus. Die Gewöhnung an Medienkunst dieser Art ist derart groß, dass solche Displays Jahrzehnte nach ihrem ersten Boom nur noch wenig Tiefenwirkung zeigen. Wieder andere Themen erlebten eine solche Konjunktur, dass die Beschäftigung damit nur noch ausgelutscht erscheint. Das ist bei Robert F. Hammerstiels Werkreihe der Fall, die sich den Landschaften und Szenarios in „Second Life“ widmet. Und bitte keine Kunst mehr zum Problem der Überwachungsgesellschaft: Seiko Mikami lässt den Betrachter aufwendig von Roboterarmen samt Kameras verfolgen – mit magerer Aussage.
Ein echtes Faszinosum stellt hingegen Ralf Baeckers Automat „Der rechnende Raum“ dar, der – von Motoren betrieben – auf einer filigranen Holzstruktur kleine Gewichte an Schnüren bewegt. Die neuneckige Skulptur stellt ein neuronales Netzwerk dar, das seine Rechenprozesse einerseits zur Schau stellt, andererseits der Umwelt rein gar nichts über seine Ambitionen verrät. NS
Künstlerhaus, bis 19.9.