Stadion-Rock von biblischem Ausmaß
U2 machen auf ihrer ausufernden 360°-Tour in Wien Station
Vor fast genau 30 Jahren, im Herbst 1980 veröffentlichten U2 ihr erstes Studioalbum „Boy“. Wenig deutete damals darauf hin, aber aus der jungen irischen Band sollte im Laufe der 80er-Jahre eine der größten Rockbands des Planeten werden. Nenne man es Pathos, Emphase oder das Bedürfnis, Menschenmassen intelligent zu missionieren – Sänger Bono hat es!
Längst vorbei sind dabei die Tage, als die Gruppe ihrer Musik einen experimentellen Anstrich verpasste. Auf den letzten Alben klang sie über weite Strecken wieder so, wie sich der durchschnittliche U2-Fan das seit „The Unforgettable Fire“ und „The Joshua Tree“-Tagen wünscht. Auch textlich wird gern wieder dick aufgetragen: „Every generation gets a chance to change the world / Pity the nation that won’t listen to your boys and girls / ’Cos the sweetest melody is the one we haven’t heard“, sang Bono zuletzt auf „No Line on the Horizon“ (2009).
Neue Platten sind heute aber eher nur mehr notwendige Kollateralschäden in der Karriere der irischen Band. Sie dienen als Vorwand, um einmal mehr ausgiebig auf Tournee gehen und einen neuen Versuch starten zu können, die Rolling Stones als bestverdienende Liveband abzulösen.
Während der aktuellen 360°-Tournee konzertiert das Quartett zu diesem Behufe ausschließlich in Stadien. Die Tour hat fast biblisches Ausmaß, sie dauert von 2009 bis 2011. Rekordverdächtig ist auch die 360-Grad-Bühnen- bzw. Zuschauerraumkonstruktion. Die Musiker stehen in der Mitte des Stadions und sind vom Publikum umgeben, The Edge kann sich den Jubel der Massen in Surround-Sound anhören.
Auffällig ist, dass U2 als Vorband oft Gruppen einladen, die gern in ihre Fußstapfen treten würden. So fungieren im Rahmen der 360°-Tour u.a. Interpol, Snow Patrol und Razorlight als Support-Acts. Für Wien hat es allerdings leider nur für die Formatradiobelieferer OneRepublic gereicht.
Ernst-Happel-Stadion, Mo 19.30 (ausverkauft)