Ins Mark
Don’t call my name, Fernando
Der Kommentar zur steirischen Woche
Es war einer der skurrileren Momente der Stadtgeschichte: Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) trat am Montag mit Ernst Scholdan, Vorstandschef der Asset One, vor die Presse, um zu erklären, warum es für alle jetzt doch am besten ist, dass nach einjährigen Verhandlungen nicht die Stadt Graz, sondern der ebenfalls anwesende Theologe und Immobilienentwickler Douglas Fernando die riesigen Reininghausgründe kaufen wird. Nagl sagt, er sei froh, weil nun nicht die Stadt selbst Investoren auftreiben müsse, und Scholdan frohlockte, weil dem Projekt dadurch die Peinlichkeit eines Sondergemeinderates, den die Opposition für diese Woche einberufen hatte, erspart bleibe. Die Freude wird aber wohl auch mit darin begründet liegen, dass die Asset One von Fernando entschieden mehr Geld als die von der Stadt angebotenen achtzig Millionen erlöst haben dürfte. Immer diese Wohltäter.
Und was sagt Douglas Fernando? "Wir sind doch alle Christen!“, hat der Mann gesagt und dass man nicht so viel streiten und überhaupt "weniger reden und mehr tun“ soll. Und dass, "in Gottes Namen“, Zeit auch Geld ist - danke dafür - und dass schon in acht und nicht wie von der Stadt geplant erst in 25 Jahren in Reininghaus, nein, kein Kirchenstaat, aber doch ordentlich was gebaut sein muss. Und dann hat er noch - obwohl Tun oft besser ist als Reden - etwas Schlaues gesagt, und zwar: "Jeder in dieser Stadt muss darüber nachdenken, was hier passieren soll.“ Das wünschen wir uns auch: echte Bürgerbeteiligung, ordentliche Planung, saubere Wettbewerbe, gelebte Baukultur. Wenn er es so gemeint hat, sind wir voll auf Don Fernandos Seite. Wenn nicht - Gnade, der Herr!
Thomas Wolkinger leitet die Redaktion des steirischen Falter