Der Fall Grasser erreicht die SPÖ. Es wird Zeit für einen Epochenwechsel
Korruption
Kommentar
Haschtrafiken hat das rot-grüne Wien bisher nicht eröffnet, und am Ring dürfen noch immer Autos fahren - also muss ein neues Bedrohungsszenario für die Wiener her: Der Fahrschein wird unter dieser Regierung verdammt teuer!
Wiens FPÖ posaunt ihre Sorge sicherheitshalber schon jetzt hinaus. Der Vorverkaufsfahrschein könnte künftig etwa statt 2,20 Euro (in Verkehrsmitteln am Automaten: 1,80 Euro) bald 2,50 Euro kosten, warnen die Blauen. Frechheit, wie Michael Häupl und Maria Vassilakou anständige Bürger ausnehmen wie die Fische.
Das sind banale, ja kleinbürgerliche Reflexe, aber sie treffen einen Nerv beim Publikum. Der Grundgedanke der geplanten Tarifreform, auf den sich SPÖ und Grüne geeinigt haben, ist trotzdem so logisch wie gerecht. Künftig sollen die Ticketpreise weniger nach Altersgruppen, sondern vielmehr nach sozialen Kriterien gestaffelt sein. Warum soll auch ein gut situierter Pensionist automatisch weniger für die öffentlichen Verkehrsmittel zahlen als eine teilzeitarbeitende junge Mutter, die allein wegen ihrer 25 Jahre keine Vergünstigung erhält?
Die anfallenden Kosten werden also etwas anders verteilt werden. Wer mehr Einkommen hat, soll dann halt auch mehr fürs U-Bahn-Fahren zahlen. Das ist keine Zumutung, sondern ein Akt der Vernunft. So funktioniert unser Solidarprinzip, so funktioniert unser Sozialstaat.
Diese Basis vergessen viele gerne, gerade jetzt in Sparzeiten. Dabei übersehen sie, dass der Sozialstaat alle irgendwann unterstützt. Erst wenn sie einen Unfall haben, Kinder kriegen oder ihren Job verlieren, wird ihnen bewusst, dass ein solidarisches System zu Recht auch etwas kostet.