Kunst Kritik

Die Kunst als Brücke in ein Anderswo

Ulrich Tragatschnig
Steiermark, FALTER 13/11 vom 30.03.2011

In seiner Ausgewogenheit von Schwarz und Weiß, von hell und dunkel, ist das Zebra wohl fabelhaft geeignet, das Eingeborensein des Menschen in das irdische Jammertal und das damit provozierte Schwanken zwischen gut und böse zu einem bildhaft sinnreichen Ausdruck zu bringen. Als Symbol genommen und auf Miniaturgröße geschrumpft, führt es durch die Ausstellung Sharing, welche die finnische Kunst-Poetin Maaria Wirkkala im Kulturzentrum bei den Minoriten zur Fastenzeit beiträgt. Mit anderen, oft wilderen Tiergenossen balanciert es in gefahrvoller Höhe auf einer Stange, die, aus dem Innenhof kommend, ein Fenster zum Ausstellungsraum durchbricht, bevor sie in der gegenüberliegenden Wand wie in einer Region undurchdringlich dichten Nebels endet. Am Ende steht es freilich ganz allein im weiten, abgedunkelten Raum, wird bloß von zwei leuchtenden Augen bestrahlt, die ihm wahrscheinlich sagen wollen, dass es gar nicht so allein gelassen ist, in seiner unüberblickbar finsteren Welt. Das sind fürs Erste eher simple Bilder, wie auch die eng an der Wand stehenden, hinterleuchteten Paneele, versagte Türen zu einem weit lichteren Anderswo, oder der Block Granit, der mittels auf ihn gerichteter Projektion zu einem glitzernden Edelstein mutiert, oder der Totenwagen, der als Schattenriss dem Himmel entlang-schwebt, als wäre Schwerkraft nicht sein Thema. Im christlich abgesteckten Umfeld funktionieren diese Arbeiten wie Assoziations- wenn nicht Meditationsmaschinen, die eine ungeheuerliche Botschaft kindgerecht herunterbrechen und damit erst anschaulich machen. Ähnlich einprägsam ging Wirkkala schon 2003 mit der Aufstellung goldener, von den Dächern der Innenstadt himmelwärts ragender Leitern zu Werke. Schön, wenn sich die Sehnsucht Bilder findet.

Kulturzentrum bei den Minoriten, bis 22. 5.

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