Theater Kritik

Die Wiederholung der Imitation der Liebe

Maria Motter
Steiermark, FALTER 19/11 vom 11.05.2011

Der Versuch, sich zu verlieben

Wie gerne würde man sich ergeben. Und jemandem die Treue schwören, so wie es William und Kate vor einem Millionenpublikum getan haben, so, dass man ins Schwärmen kommen konnte. Nur was tun, wenn da niemand ist, der so freundlich wäre, diese Ergebenheit entgegenzunehmen? Das Theater im Bahnhof arbeitet an Abhilfe: Einen Abend über die Kunst des Schmachtens verspricht "Belmondo Mon Amour“ und wartet doch mit weit mehr auf. Mit Komplimenten und Krisen spiegelt das Zweipersonenstück anhand der Vorlage von Jean-Luc Godards Film "Elf Uhr nachts“ das Liebesleben einer Frau und eines Mannes wider. Das kann man sich auch als glückliches Paar anschauen.

Lorenz Kabas und Martina Zinner sind kein Paar. Nie gewesen, wie sie zu Beginn beteuern. Kommentare, die wie improvisiert aus dem echten Leben der Schauspieler und all ihrer Privatheit zu schöpfen scheinen, sind populär. "Belmondo Mon Amour“ erhebt das Stilmittel zur Strategie: Sie und er wollen sich verlieben, indem sie Szenen aus dem Frühwerk des radikalen Nouvelle-Vague-Regisseurs für ein Hörspiel aufnehmen. Das macht den zweifach doppelten "grey Brett-à-boden“ aus, wie Zinner hingebungsvoll französelt, der mit wenigen Gegenständen im Handumdrehen zu Filmkulissen montiert wird. Das Paar küsst, tanzt grandios vergnüglich, begibt sich ins Bett und gesteht sich die Liebe mit wechselseitigen Regieanweisungen, bis man als Zuschauer zu zweifeln beginnt: Was ist Spiel, was wahres Gefühl?

"Auch mal schön, so ein leerer Raum“, sagt er (Kabas als der Schauspieler, der Jean-Paul-Belmondo spielt), als sie fort ist. Punktgenau treffen die Beobachtungen der Regisseurin Monika Klengel. Dafür setzte es einen gänzlich anderen Ausgang als bei der Premiere von Godards Vorlage bei den Filmfestspielen 1965. Buhrufe erstickten damals jeden Beifall.

Theater im Bahnhof, Fr, Sa 20.00

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