Fotografie Kritik
Polaroidkunst: die Schönheit der Unschärfe
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens kann Westlicht einen besonderen Ankauf präsentieren. Letzten März gelang es dem Eigentümer Peter Coeln, die europäische Kunstsammlung des in Konkurs gegangenen Fotokonzerns Polaroid zu erstehen. Edwin Land, der Erfinder der Polaroidtechnik, hatte schon früh Kontakt zu Künstlern gesucht und deren Polaroids gesammelt. Darüber hinaus entwickelte er 1979 eine 20-x-24-Zoll-Sofortbildkamera, mit der Aufnahmen im Format von 50 mal 60 Zentimetern möglich wurden. Die Schau "Polaroid (Im)Possible - The WestLicht Collection“ zeigt vor allem Arbeiten seit den 70er-Jahren, als Polaroid den europäischen Markt eroberte.
Der prominenteste Polaroidbenutzer war wohl Andy Warhol, dessen Selbstporträts am Beginn der Auswahl aus 4400 Sammlungsexponaten aber weniger beglücken. Von Altmeister Ansel Adams’ Hand stammen hingegen tolle Aufnahmen, etwa die durch Blaustich verzauberten "Yosemite Falls“. Der Filmemacher Jan Nemec fing mit der Polaroid magische Reflexionen im urbanen Umfeld ein. Auch der für seine Ansichten von US-Kleinstädten bekannte Stephen Shore benutzte Sofortbildfilm für Innenaufnahmen. Bei den großformatigen Polaroids handelt es sich fast durchgängig um inszenierte Fotografie, was freilich auf die Behäbigkeit der 100 Kilogramm schweren Spezialkamera zurückzuführen ist. Das Flair der typischen Unschärfen und Fehlfarben vermisst man hier jedoch meist. Unter die Sammlungsfotos mischen sich auch aktuelle Bilder (u.a. von Mary Ellen Mark, David Levinthal), die 2011 mit dem neuen Sofortfilm der Firma Impossible geschossen wurden. Wie viele unterschiedliche Kameramodelle seit der ersten Polaroid 1948 entstanden sind, lässt sich schön an Vitrinen in der Schau ablesen. NS
Westlicht, bis 21.8.