Kommentar  

Blaue Krokodilstränen: Die FPÖ inszeniert sich wieder als Opfer

FPÖ und Norwegen

Nina Horaczek
Falter & Meinung, FALTER 31/11 vom 03.08.2011

Das Prinzip der Täter-Opfer-Umkehr beherrscht keiner so gut wie die Freiheitlichen. Kaum wurde berichtet, dass der Attentäter von Norwegen einen eindeutig rechtsextremen Hintergrund hat, gerierte sich die FPÖ als Opfer des Anschlags. Parteichef Heinz-Christian Strache beklagte die "hastig getätigten Querverweise zur Politik der FPÖ“. Seine Partei würde so etwas nie tun.

Wirklich? Als im Jahr 1995 bei einem Anschlag auf einen Strommasten in Ebergassing die zwei Attentäter aus der linksextremen Szene starben, kannte die FPÖ kein Pardon. Da wurde vom damaligen Klubobmann Ewald Stadler die "tiefe Verstrickung“ des SPÖ-Innenministers Caspar Einem "in das Umfeld der linksterroristischen Attentäter“ diagnostiziert. Die Freiheitlichen veröffentlichten per Presseaussendung den Namen eines angeblichen Mittäters. Als die Justiz später feststellte, dass der Mann unschuldig ist, war sein Ansehen schon ruiniert. Was Rufmord bedeutet, konnte auch eine damalige grüne Bezirksrätin erleben. Aus ihr machte die FPÖ ohne Beweise eine "verurteilte RAF-Terroristin“. Später musste sie diese Beschuldigung widerrufen.

Gerne weidete die FPÖ auch die Tatsache aus, dass die Eltern des Briefbombers Franz Fuchs zeitlebens SPÖ wählten. Und versuchte damit, den Sozialdemokraten den Attentäter unterzuschieben.

Natürlich ist es falsch, die FPÖ direkt für den Wahnsinn von Oslo verantwortlich zu machen. Aber man kann über die islamfeindliche Stimmung im Land reden. Für diese steht nicht zuletzt die FPÖ. Und man darf die Freiheitlichen darauf hinweisen, dass ihre Tränen über den gemeinen politischen Gegner nichts anderes sind als Krokodilstränen.

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